Text: Hans-Peter Boer
Es ist stets etwas Besonderes, wenn ein konturiertes Lions-Mitglied einen Vortrag aus seinem Fachgebiet hält. Sofort steigen dann auch die Besucherzahlen. So am 13. November a.c., als mit LF Prof. Dr. Karl Wilhelm Dahm einer der Nestoren unseres LC Münster – Lions seit 1969 – wieder einmal aus seinem Fachbereich „Ethik und Religionssoziologie“ vortrug. Er hatte sich das Thema „Christliche Mission zwischen humanitären Entwicklungsbeiträgen und (fremdbestimmter) kolonialistischer Ausbeutung“ vorgenommen, ein Feld, das gerade infolge der Diskussion um postkoloniale Entwicklungen ebenso vielfältig wie spannungsreich ist.
Ausgehend von eigenen, sehr persönlichen Erfahrungen mit missionarischen Aktivitäten, die bis in das eigene Elternhaus zurückreichen, erweitert um zahlreiche Begegnungen besonders mit indonesischen Gemeinden, zeichnete Dahm ein differenziertes Bild der Missionsarbeit speziell seit dem 19. Jahrhundert. Dabei grenzte er deutlich den theologisch begründeten Missionsauftrag („Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker!“) von dem ausschließlich durch ökonomische Interessen geleiteten Drang der europäischen Völker nach einem „Platz an der Sonne“ zum Zweck wirtschaftlicher Ausbeutung und Rohstoffgewinnung. Dabei hätten sich Missionare aller Konfessionen stets gegen die staatlichen Kolonialverwaltungen abgegrenzt, gerieten aber durchaus auch in Dilemmata, z.B. in Kolonialkriegen. Irrig sei allerdings der seit 1970 vielfach vertretene Ansatz, nach dem christliche Mission primär als gewalttätige und bewusste Zerstörung von indigener Kultur und Identität“ (sei). Tatsächlich zeichne sich ein facettenreiches Bild ab, in dem Fortschritte in der Alltagskultur wie in der medizinischen Versorgung und die Entwicklung eines eigenen Schulwesens herausragen. Viele bedeutende indigene Politiker, die sich später um die Unabhängigkeit ihrer Länder verdient gemacht haben, waren Schüler von Missionsschulen.
Eine lebhafte Diskussion schloss sich an und rundete diesen eindrucksvollen Club-Abend ab, für den Präsident Johan van Oppen dem Referenten herzlich dankte-.